Interview mit Prof. Sven Gottschling

Palliativmedizin

Lebensqualität am Lebensende

Über schwere Krankheiten, Tod oder Sterben wird nicht gern gesprochen, häufig werden diese Themen sogar tabuisiert, es fühlt sich fern an, wie das Problem der anderen, nie das eigene, bis es einen selbst betrifft. Und auch in der Medizin stehen Debatten über neue Krebsmedikamente oder verbesserte Therapien bei Schlaganfällen im Vordergrund – aber was ist, wenn es keine Chance mehr auf Heilung gibt? Wie finden wir Umgang mit sterbenden Menschen? Darum soll es in unserer neuen Podcastfolge mit Prof. Sven Gottschling gehen. Wir sprechen zunächst über Kommunikation mit sterbenden Menschen – wozu führen Sätze wie „Frau xy, ich gebe Ihnen noch drei Monate?“ Wie begleitet man Menschen auf ihrem Weg der Akzeptanz ihrer Krankheit – und des nahen Lebensendes? Wir diskutieren ebenfalls die Mythen rund um die künstliche Ernährung sowie Hunger und Durst am Lebensende. Als letzten Themenblock haben wir uns die palliative Sedierung, also das Versetzen eines Menschen in eine Art künstliches Koma vor dem Tod, vorgenommen: wir besprechen, wann diese Art der Sedierung eingesetzt werden darf und wie Patient*innen und Angehörige auf diese Möglichkeit des selbstbestimmten Sterbens reagieren.

Quellen:

Bücher „Leben bis zuletzt“ und „Schmerz los werden“ von Prof. Sven Gottschling

Lebensqualität und Lebensverlängerung unter künstlicher Ernährung:

– American Journal of Gastroenterology

Archives of internal medicine

Review: tube feeding in patients with advanced dementia

erweiterte S3 Leitlinie für Patient*innen mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung

zur Person:
Interviewpartner ist Prof. Sven Gottschling, eigentlich Kinderarzt, nun aber Chefarzt des Zentrums für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie am Universitätsklinikum des Saarlandes. Außerdem ist er Autor zweier Bücher, die Menschen mit oder ohne medizinischem Hintergrund Palliativmedizin und Schmerztherapie näher bringen sollen.

Interview mit Leona Blankenstein

Seenotrettung auf dem Mittelmeer

Zum Glück ist’s auch bereits in den Breitbandmedien angekommen: die Situation in Flüchtlingslagern in Italien oder Griechenland ist katastrophal, die EU bezahlt die sogenannte lybische Küstenwache um Menschen am Überqueren des Mittelmeers zu hindern und täglich müssen Menschen beim Versuch dessen sterben. Das Thema Seenotrettung steht schon seit Gründung unseres Podcasts auf unserer Liste – seit der Zerstörung von Moria gibt es nun kein drumherum mehr um die Auseinandersetzung damit.

Interviewpartnerin für diesen Podcast ist Leona Blankenstein, sie ist Medizinstudentin im 9. Semester in Dresden und hat bereits eine abgeschlossene Ausbildung zur Rettungsassistentin. Sie war ab Mai für 2 Monate auf der Sea Watch 3, einem der großen Rettungsschiffe des Vereins Sea Watch, und im August auf der Louise Michel, dem neuen pinken Rettungsboot von Banksy, eingesetzt.

Seenotrettung ist unmittelbar mit Debatten über Rassismus, Kolonialisierung und weißen Privilegien verbunden, denen wir in diesem Podcast allen gerecht werden können. Vielmehr sollt ihr medizinisches Hintergrundwissen zur Seenotrettung bekommen und einen Einblick in die Arbeit von Sea Watch erhalten. Wir besprechen wichtige Fluchtrouten über das Mittelmeer, häufige medizinische Behandlunsanlässe auf dem Schiff und rechtliche Grundlagen der Seenotrettung. Wir kommen natürlich nicht umhin, auch die Kriminalisierung zu thematisieren, die SeaWatch e.V. in den vergangenen Monaten erfahren hat. Wir wollen euch mit mehr Wissen in aktuelle Debatten schicken, euch sensibilisieren und empowern, noch mehr Fragestellungen über Fluchtgründe und strukturellem Rassismus weiter nachzugehen.

Im Podcast wird es keine Aneinanderreihung von Zahlen geben, da Menschen Menschen bleiben sollen und nicht zu Zahlen werden dürfen. Wer für die nächste Diskussion doch noch schlagkräftige Fakten braucht, findet die hier:

Uno-Flüchtlingshilfe-Bericht

Fluchtrouten über das Mittelmeer – Bericht im ZDF

Wissenschaftliche Untersuchung und Widerlegung der Pull-Hypothese

Möglichkeiten, sich einzubringen:

Sea-Watch

Mission Life-Line

Von Deutschland aus engagieren: Enorm-Artikel

Petition: Leave no one behind

Alarm Phone

Interview mit Prof. Dr. Thomas Lempert

Interessenskonflikte in der Medizin – wie unabhängig sind Leitlinien?

Leitlinienwatch bewertet medizinische Behandlungsleitlinien auf ihre Unabhängigkeit von der Pharmaindustrie. Mit einem Punktesystem werden Maßnahmen belohnt, welche den Einfluss von Interessenkonflikten reduzieren. Das schockende Ergebnis der bisher 169 untersuchten Leitlinien – nur 16% gelten als bedenkenlos, bei allen anderen Leitlinien ist die Neutralität gefährdet oder besteht dringender Reformbedarf. In unserem Interview sprechen wir mit Professor Lempert, Mitbegründer von Leitlinienwatch, Chefarzt der Neurologie an der Schlosspark-Klinik in Berlin und ordentliches Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Ihr hört, wie eine Leitlinie überhaupt erstellt wird, wer im Gremium dazu sitzt und welche Folgen es haben kann, wenn eine Leitlinie eben nicht transparent und unabhängig erstellt wird – schließlich sind Leitlinien das Nachschlagewerk schlechthin im Klinikalltag.

Quellen:

Leitlinienwatch Kooperationsprojekt von Transparency International Deutschland e.V., Neurology First und MEZIS, was sich für die Bewertung von Leitlinien in Bezug auf die Unabhängigkeit einsetzt und aktuell bereits mehr als 160 Leitlinien bewertet hat

MEZIS Mein Essen zahl ich selbst

Transparency International Deutschland e.V.

Vertiefende Vorträge zum Thema Interessenskonflikte im Gesundheitswesen von einer Veranstaltung des AWMF, des IQWiG, des G-BA, Leitlinienwatch, MEZIS und Transparency Deutschland u.a. mit:
„Was macht die Qualität von Leitlinen aus?“ Prof.’in Dr.’in Ina Kopp, Leiterin des AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement
„Interessenskonftlikte, Bias, Schäden“ Prof. Dr. David Klemperer, Professor für Sozialmedizin und Public Health

DELBI Deutsches Leitlinien Bewertungsinstrument

Digitales Versorgungsgesetz mit Teilaspekt der unabhängigen Finanzierung von Leitlinien

Meinung AWMF zum Digitalen Versorgungsgesetz

Pressestimmen zum Thema:
Medical Tribune „Individuelle Interessenskonflikte gefährden die Neutralität von Leitlinien“ 14.02.2019

Medical Tribune „Leitlinien brauchen unabhängige Experten“ 28.03.2019

Deutschlandfunk „Medizinische Leitlinien – was hilft denn nun?“ 26.05.2019

SWR Wissen „Medizinische Vorgaben – Interessenskonflikte und Leitlinien“ 02.05.2019

NDR „Patienten, Pillen und das große Geld“ 30.09.2019

Tagesschau „Auch Deutschland bleibt korrupt“ 23.01.2020

zur Person:

Prof. Dr. Thomas Lempert ist Chefarzt der Neurologie an der Schlosspark Klinik in Berlin, ordentliches Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und hat die Initiative Leitlinienwatch mitgegründet.

Interview mit Dr. Anke Schüler + Sandra Winkler

Unerfüllter Kinderwunsch

15% der Paare in Deutschland bleiben trotz Kinderwunsch leider kinderlos, sodass dieses Thema zu einem häufigen Behandlungs- und Beratungsanlass in gynäkologischen Praxen wird. Was viele auch nicht wissen: 40-50% aller Schwangerschaften enden als Fehlgeburt – und nur die wenigsten Paare sprechen darüber. Zu groß ist die Scham, zu groß der Druck, dass es endlich klappt. Wir wollen das ändern und knüpfen uns die Fakten zu den Ursachen und der ganzheitlichen Behandlung unerfüllter Kinderwünsche vor. Einen besonderen Fokus wollen wir darauf legen, welchen Einfluss unser moderner Lebensstil inklusive Stress, Schnelllebigkeit, leeren Kalorien in unserer Ernährung bis hin zu Übergewicht auf die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen hat.

Disclaimer: 

In dieser Folge reden wir vor allem über den Zusammenhang von Lebensstilfaktoren und Kinderwunsch. Beim Hören dieser Folge sollte beachtet werden, dass auch soziale Determinanten einen großen Einfluss auf die Erfüllung des Kinderwunsches haben können.

Quellen:

Zahlen & Fakten zum unerfüllten Kinderwunsch, künstliche Befruchtungsmethoden erklärt:
Infobroschüre profamilia

Zahlen der deutschen IVF-Registers:
www.deutsches-ivf-register.de

Ernährungssituation Deutschland – Zahlen und Fakten:

Nationale Verzehrs-Studie II, Bundesministerium für Ernährung und Landwirschaft:

Übergewicht:

Aktuelle Zahlen: Robert Koch-Institut 2014, Studie DEGS1, Erhebung 2008–2011

Adipositas und unerfüllter Kinderwunsch: Implications of obesity for female infertility

Thema Stress:

Aktuelle Zahlen: DAK Psychoreport 2019

Stress ein Grund für unerfüllten Kinderwunsch“ Ärzteblatt 03/2014

Stress und Hormonsystem: „Dauer-Stress gefährdet Hormongleichgewicht – Erholung oft langwierig“ Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie

Fertilität und Lifestyle: „Steigerung der Fertilität mittels Lifestylemodifikation“ Gynäkologie 5/2018:


Thema Mitochondrien:

Mitochondrien: Symptome, Diagnose und Therapie“, Dr. med. Bodo Kuklinski, Aurum Verlag 2015

Mikro und Makronährstoffe für Fertilität:

Ernährung bei Kinderwunsch: Möglicher Einfluss von Makronährstoffen und ausgewählten Mikronährstoffen auf die Fertilität“, aktuelle Ernährungsmedizin 2011

Spermienqualität:

Auswirkungen Lebensstil und Ernährung: „Der Einfluss von Arzneimitteln auf die männliche Fertilität“

Sinkende Spermienqualität: „Umweltgifte vermindern Spermienqualität“, Greenpeace, 05/2006:

Umweltgifte und hormonwirksame Substanzen:

„Hormonell wirksame Schadstoffe“ Umweltinstitut München e.V.
„Antibabypille im Fluss“, Süddeutsche Zeitung 14. Juni 2012

zu den Personen:

Dr. Anke Schüler ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Sie führt die Zusatzbezeichnung Medizinische Genetik und arbeitet seit 2001 in einer Gemeinschaftspraxis in Karlsruhe.

Sandra Winkler ist ganzheitliche Therapeutin für körperliche, mentale und psychische Balance. Sie absolvierte Ausbildungen zur Diätassistentin, Psychotherapeutin nach dem Heilpraktikergesetz, Mentaltrainerin und systemische Therapeutin. In ihre Coachings fließen ebenfalls Erfahrungen aus dem Bereich des Hormonyogas oder des Achtsamkeitstrainings ein.

Interview mit Prof.’in Dr. Karla Verlinden

Sexueller Kindesmissbrauch

Sexuelle Kindesmisshandlung ist keine leichte Kost und dennoch ist es wichtig darüber zu sprechen. Für alle Menschen, die im Gesundheitssystem mit Kindern arbeiten, wird dieses Thema leider früher oder später relevant werden. Mit einer Prävalenz von Hellfeldzahlen von ca. 12 % der Kinder und Jugendlichen ist es ein häufiges und ernstzunehmendes Problem. Auch die aktuelle Corona Krise mit der damit verbundenen häuslichen Isolierung macht das Thema noch ein bisschen drängender und aktueller und lässt wahrscheinlich die Zahlen weiter stiegen.

Quellen:

  • S3-Leitlinie Kindesmisshandlung, -missbrauch, -vernachlässigung unter Einbindung der Jugendhilfe und Pädagogik (Kinderschutzleitlinie)

  • Kitteltaschenkarte zum Thema „sexueller Kindesmissbrauch“ mit Ablaufschema, erstellt von der Medizinischen Kinterschutzhotline nach der Kinderschutzleitlinie

zur Person:
Prof.’in Dr.’in Karla Verlinden ist promovierte Erziehungswissenschaftlerin mit Schwerpunkt Resilienz, sowie sexueller Gewalt und lehrt aktuell an der Katholischen Hochschule in Köln. Außerdem ist sie approbierte Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und hat zusammen mit ihrem Team ein Präventionskonzept gegen sexuelle Gewalt für Kinder und Jugendliche mit Behinderung entwickelt.

Interview mit Dr. Amma Yeboah

Geschlechtssensible Medizin

Inzwischen ist das Thema sogar in der breiten Öffentlichkeit angekommen beispielweise im „neo magazin royale“ von Jan Böhmermann. In der medizinischen Lehre ist das Thema aber laut einer Studie des deutschen Ärztinnenbundes immer noch krass unterrepresäntiert und wird nur an einer deutschen Uni ausreichend beachtet. Wir reden deswegen in dieser Folge ausführlich über die verschiedenen wichtigen Aspekte von Geschlecht in der Medizin und wollen damit euer Interesse wecken und ein paar Anregungen für weitere Recherche bieten.

Quellen:

Paper „Die Neudefinition des Geschlechts“ („Sex redefined“) von Claire Ainsworth, 2015 erschienen im nature, übersetzt ins Deutsche auf spektrum.de
spektrum.de
nature.com

Paper „Sex Differences Research, Precision Medicine, and the Future of Women’s Health“ von Virginia Miller et. al, 2015 erschienen im Journal of Women’s Health
ncbi.nml.nih.gov

Geschlechtergerechtes Design von Tierversuchen
spektrum.de

Geschlechterspezifisches Gesundheitsverhalten
spektrum.de

Ärzteblatt über Intergration von Geschlecht in der Lehre / Studie des deutschen Ärztinnenbundes
Ärzteblatt.de

„Sind Frauen die besseren Ärzte?“ Atrikel aus dem Ärzteblatt über geschlechterspezifische Behandlungsunterschiede
Ärzteblatt.de

Frauenanteil in der Forschung
Ärzteblatt.de

Nebenwirkungen von Medikamenten bei Frauen
Ärzteblatt.de

Unterschiede der Geschlechter im ZNS
Ärzteblatt.de

Stellungsnahme der führenden Pharmaunternehmen zu Unterschiedlicher Pharmakokintetik und -dynamik bei Frauen und Männern
vfa.de

Geschlechteraspekte zu betrachten bringt Vorteile für beide Geschlechter
ärztezeitung.de

„Der kleine Unterschied ist größer als gedacht“ Artikel in der Ärztezeitung über geschlechtspezifische Unterschiede
ärztezeitung.de

Bericht des br über Geschlechterunterschiede in verschiedenen Zellen
br.de

„Männer sind halt keine Patientinnen“ Artikel von Zeit online
zeit.de

Genderaspekte bei Arzneimitteln
öffentliches Gesundheitsportal Österreichs

Satirischer Beitrag über Gender in der Medizin im Format „neo magazin royal“ vom 24.10.19
zdf.de

zur Person:
Dr. Amma Yeboah ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und aktuell Gastdozentin an der Univeristät zu Köln für die Bereiche Gender Studies in Köln (GeStiK), die medizinischen Fakultät und das ceres (cologne center for ethics, rights, economics and social sciences of health). Außerdem ist sie Trainerin für Empowerment und Critical Whiteness bei Phoenix e.V. und forscht zur geschlechtsspezifischen Medizin, zu Intersektionalität und Gesundheit sowie Rassismus und psychische Gesundheit.

Interviewreihe

Ökonomisierung im Gesundheitswesen

“Ausreichend Fachkräfte zu haben ist das höchste Gut (…) im Krankenhaus.”, Silvia Habekost, Krankenschwester, Bündnis krankenhaus-statt-fabrik

Deutschlandweit unterschreiben zur Zeit hunderte Ärzte und Ärztinnen einen Appell, der in der letzten Ausgabe des Wochenmagazins “Stern” erschien: sie alle kritisieren die Ökonomisierung des Gesundheitswesen und fordern eine radikale Reform des Fallpauschalensystems, mit dem seit 2003 stationäre Behandlungen in deutschen Krankenhäusern abgerechnet werden. Dieses System setzt wirtschaftliche Fehlanreize, die zu Personalabbau, Krankenhausschließungen und -privatisierungen sowie Über- bzw. Unterversorgung in verschiedenen Stationen führt. Das berichtet auch Silvia Habekost – unsere Stimme aus dem Krankenhausalltag. Passend zu der immer größer werdenden Bewegung, die die Politik zu einem Kurswechsel auffordert, wollen wir unsere vierteilige Podcastreihe veröffentlichen. Darin rollen wir von ganz vorn auf, was es mit dem Fallpauschalensystem auf sich hat. 

(1) Im ersten Podcast sprechen wir darüber, wie es zur Einführung des DRG-Systems kam – wie wurden Krankenhäuser in Deutschland ab dem Zweiten Weltkrieg finanziert? Welche Vor- und Nachteile haben andere Systeme? Wir klären auf, welche Ziele man verfolgte, als man das DRG-System einführte – und welche davon erfüllt wurden. Dieser Podcast hilft, unser heutiges Finanzierungssystem in seinen Wurzeln zu verstehen und mit fundiertem Wissen daran Kritik üben zu können. 

(2) Im zweiten Podcast fokussieren wir uns darauf, wie das DRG System funktioniert – was hat es mit Fallgruppen auf sich? Wie werden Patient*innen eingruppiert und wie kann es sein, dass die Erlöse, die das Krankenhaus für eine Prozedur erhält, nicht kostendeckend sind? Wir fragen mal ganz kritisch nach, wie man am ökonomischsten im Krankenhaus arbeitet – viele Patient*innen durchzuschleusen ist dabei nur ein Mechanismus. Zum Schluss sprechen wir darüber, welche Auswirkungen das System auf die Patientenversorgung hat.

(3) Im dritten Podcast besprechen wir gleich drei große Themen: Personalabbau, Krankenhausschließungen und -privatisierungen. Wir wollen die Fakten wissen: wie viele Stellen wurden seit Einführung der DRGs abgebaut? Wie wird in privaten Krankenhauskonzernen gewirtschaftet? Wir beleuchten die schockierenden Auswirkungen für Patient*innen, die mit fehlenden Pflegekräften einhergehen. Außerdem kommt wieder Krankenschwester Silvia Habekost zu Wort und berichtet aus ihren Erfahrungen – zum Beispiel welche skurrilen Neuerungen eine Unternehmensberatungsfirma in ihrem Krankenhaus einführen wollte.

Zu den Personen:
Im ersten Podcast spricht Nadja Rakowitz, Soziologin und Geschäftsführerin des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte. Sie setzt sich auch im Bündnis krankenhaus-statt-fabrik für eine Medizin ein, die “für die Patient*innen und nicht für den Geldbeutel (…) gemacht ist”.

Im zweiten Podcast spricht Dr. Peter Hoffmann, Oberarzt der Anästhesie im Münchner Klinikum Harlaching. Er ist Vorsitzender des vdää und ver.di Mitglied und engagiert sich ebenfalls beim Bündnis krankenhaus-statt-fabrik gegen die Ökonomisierung des Gesundheitssektors.

Im dritten Podcast lassen wir Herrn Dr. Teusch zu Wort kommen. Bis 2017 war er als Anästhesist im Heliosklinikum Siegburg angestellt. Er war dort als Betriebsratsvorsitzender tätig und dadurch auch in den letzten Jahren freigestellt vom Klinikalltag. Heute genießt er Rente, ist aber weiterhin bei Verdi aktiv.


Quellen

Artikel im Stern:
www.stern.de/

Foliensammlung mit Geschichte der Krankenhausfinanzierung, Erklärung des DRG-Systems, sowie Auswirkungen auf Patient*innen und Beschäftigte: www.krankenhaus-statt-fabrik.de

Biografische Schilderung aus dem Krankenhausalltag von Silvia Habekost:

Artikel im Ärzteblatt: wie optimiere ich den Stationsablauf, um mehr Gewinne zu machen? www.aerzteblatt.de/archiv/

RN4CAST Studie (mehr Pflegepersonal – höhere Sterblichkeit):

www.ncbi.nlm.nih.gov/

Zur Frage der Schließung kleiner Krankenhäuser:
www.krankenhaus-statt-fabrik.de

Pflegekraftbefragung zu emotionaler Belastung und Abwanderungswunsch:
www.dip.de/

Interview mit Birgit Blome (DSO) & Dr. Kevin Schulte

Organtransplantation

In Deutschland stehen aktuell 9.400 Menschen auf der Warteliste für eine Organtransplantation. Auch wenn die Spendezahlen im letzten Jahr erstmals seit 2011 wieder leicht gestiegen sind, konnte dank 955 Spenden 2018 nur knapp 3.113 Patient*innen durch eine Spende geholfen werden. Mit 11 Organspenden pro 1 Million Einwohner steht Deutschland damit im europäischen Vergleich ziemlich weit hinten. In Ländern wie Frankreich, Portugal oder Belgien gibt es ca. dreimal so viele Spenden. Das will auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ändern und fordert deswegen die Einführung der doppelten Widerspruchslösung in Deutschland.

Was steckt aber wirklich hinter diesen Zahlen und wo liegen die Stellschrauben für die Zunahme an Transplantationen? Welche unterschiedlichen Zustimmungslösungen gibt es eigentlich so und wie läuft eine Organtransplantation genau – von der ersten Spendemeldung über den Transport bis zu den wartenden Patient*innen?

Das und noch so einiges mehr erfahrt ihr in unserer Folge zum Thema Organtransplantation mit unseren Expert*innen – Birgit Blome von der DSO (Deutsche Stiftung Organtransplantation) und Dr. Kevin Schulte (Arzt und Initiator der Studie „Rückgang der Organspenden in Deutschland – eine bundesweite Sekundärdatenanalyse aller vollstationären Behandlungsfälle“).

Quellen:

DSO: Jahresbericht (Zahlen und Fakten)
www.dso.de/jahresberichte

Studie Universität Kiel: Rückgang der Organspenden in Deutschland – eine bundesweite Sekundärdatenanalyse aller vollstationären Behandlungsfälle
https://www.aerzteblatt.de/Rueckgang-der-Organspenden-in-Deutschland

Artikel im deutschen Ärzteblatt zur Kieler Studie
https://www.aerzteblatt.de/Krankenhaeuser-koennten-die-Zahl-der-Organspenden-massgeblich-steigern

Infomaterialien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
https://www.organspende-info.de/start.html

Gesetz zur Verbesserung der Zusammenarbeit und Struktur der Organspende GZSO, Bundesgesundheitsministerium
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/gzso.html

zu den Personen:

Birgit Blome ist Leiterin des Bereichs Kommunikation der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) mit Sitz in Frankfurt und kennt sich durch 12-jährige Berufserfahrung bei der DSO bestens mit allen Zahlen und Abläufen rund um das Thema aus.

Dr. med. Kevin Schulte ist Assistenzarzt am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. Er ist Erstautor der Studie „Rückgang der Organspenden in Deutschland – eine bundesweite Sekundärdatenanalyse aller vollstationären Behandlungsfälle“ und brachte durch die Veröffentlichung einen neuen Aspekt in die politische Debatte ein. Außerdem ist er im Vorstand der Internisten und Gründungsmitglied des Bündnis Junge Ärzte. 

Interview mit Hr. Venske + Fr. Schmerkotte

Gesundheitsversorgung wohnungsloser Menschen

Obdachlosigkeit macht krank. Drogen, Depressionen und Dauerkälte – wer nicht vorher schon krank war, der wird es beim Leben auf der Straße.

Mehrere hunderttausend Menschen in Deutschland haben keinen oder nur beschränkten Zugang zu einer Gesundheitsversorgung – darunter wohnungslose und obdachlose Menschen. Das bedeutet, dass sie nur ärztliche Hilfe erhalten können, wenn ihr Leben unmittelbar bedroht ist. Doch wohnungslose Menschen leiden häufig an Hauterkrankungen, psychischen Krankheiten oder Suchterkrankungen, die alle nicht adäquat behandelt werden können. In Großstädten wie Berlin oder Köln hat sich daher ein Untergrundnetzwerk aus Anlaufstellen für Patient*innen ohne Krankenversicherung und/oder Wohnsitz gebildet. In unserer Podcastfolge sprechen wir mit Herrn Venske, Fachreferent bei der Caritas und Frau Schmerkotte, Ärztin für Innere Medizin beim Gesundheitsamt Köln, bei dem Wohnungslose und Drogenabhängige kostenlos eine Grundversorgung erhalten können. Wir wollen klären, wie viele Menschen in Deutschland wohnungs- und obdachlos sind und woran das liegt, wie ihre medizinische Versorgung ganz konkret abläuft und wie es rechtlich aussieht: auf welche Leistungen hat denn nun wirklich jeder Mensch in Deutschland, auch ohne Krankenversicherung, Anspruch?

Quellen:

Zahlen und Prognosen zur Wohnungslosigkeit:
www.bagw.de/

Gesundheitsbericht des Runden Tisches Berlin zur medizinischen und zahnmedizinischen Versorgung wohnungsloser Menschen:
www.obdachlosigkeit-macht-krank.de
darin: Behandlungszahlen, Staatsangehörigkeit der PatientInnen, häufige Krankheiten, soziodemografische Angaben, Rolle des Ehrenamtes, Praxiserfahrungen. Alle Angaben Berlin, 2016.

Zahlen: Menschen ohne Krankenversicherung:
www.destatis.de

zu den Personen:

Dörthe Schmerkotte ist Fachärztin für Innere Medizin und ist beim Gesundheitsamt Köln angestellt. Dort arbeitet sie in der Sprechstunde für drogen- und alkoholabhängige Menschen.

Kai-Gerrit Venske ist Fachreferent für die Versorgung von wohnungslosen Menschen bei dem Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V..

Interview mit Dr. Matthieu Schapranow

Künstliche Intelligenz in der Medizin

Diagnose Algorithmen, die genauso treffsicher sind wie Ärzt*innen; Gesundheitsapps, die Vitalfunktionen rund um die Uhr aufzeichnen und Big Data Analysen, die in sehr kurzer Zeit Unmengen von Daten auswerten. Tja was ist das? Fluch oder Segen? Eine große Chance oder ein noch größeres Risiko? Fest steht, dass die Medizin ein Gebiet ist, das längst nicht mehr ohne Technik auskommt und damit steht genauso fest, dass sich die Medizin auch mit der Technik weiter entwickeln muss. In welche Richtung, zu welchem Preis und wie können oder wollen wir diese Entwicklung steuern?
Wie realistisch diese ganzen Befrüchtungen und Chancen sind und was wir aktuell und in Zukunft von künstlicher Intelligenz in der Medizin erwarten dürfen, das besprechen wir in dieser Folge mit Herrn Dr. Matthieu Schapranow.

Quellen:

Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz in Deutschland
https://www.aerzteblatt.de

Plattform Lernende Systeme
https://www.plattform-lernende-systeme.de

Analyseplattform für Big Data in der Medizin
https://we.analyzegenomes.com

Software Prüfung
https://www.aerzteblatt.de

Zukünftige Arbeitsformen, KI in der Pflege, Big Data, Freigabe der Daten
https://www.bvdw.org

medical language processing
https://aws.amazon.com

Apps im Gesundheitswesen: CHARISMHA Studie des Bundesministeriums für Gesundheit
https://www.bundesgesundheitsministerium.de
http://www.charismha.de

KI Abteilung Uniklinik Essen
https://www.handelsblatt.com

Wo geht die Reise hin?
https://www.allgemeinarzt-online.de

zur Person:
Dr. Ing. Matthieu-P. Schapranow ist Scientific Manager Digital Health Innovations am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam und leitet dort die Arbeitsgruppe „In-Memory Computing for Digital Health“. Außerdem ist Herr Dr. Schapranow Gastwissenschaftler am Massachusetts Veterans Epidemiology Reasearch and Inforamtion Center (MAVERIC) des U.S. Departments of Veterans Affairs und engagiert sich ehrenamtlich bei der Berliner Krebsgesellschaft, in der Arbeitsgruppe e-Health des Bundesverbandes für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM), sowie in der Global Alliance for Genomics and Health. Er wurde mehrfach ausgezeichnet unter anderem mit dem Personalized Medicine Award Convention 2015, dem European Life Science Award 2014 und dem Berlin-Brandenburg Innovationspreis 2012. 2015 zählte Herr Dr. Schapranow zu dem Top 10 Nachwuchswissenschaftlern und 2016 zu einem der Top-Spitzenforscher in den Lebenswissenschaften.
2013 erschien in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Plattner sein Buch „High-Perfromance In-Memory Genome Data Analysis“.